Ein Grundzug von Martin J. Eckrichs künstlerischer Arbeit sind seine aufwendigen Installationen und Kulträume. Steht ihm ein Raum als Ausstellungsort zur Verfügung, so nutzt er ihn nicht einfach um seine Bilder und Plastiken zu zeigen, sondern oft um ihn in tagelanger Arbeit mit einer Installation zu versehen, die ihn weitgehend füllt, manchmal als Kultraum ganz in Anspruch nimmt. Die Unverkäuflichkeit dieser raumfüllenden Installationen nimmt er in Kauf.
Zu seiner 1986 in München gezeigten Installation “Auferstehung” legte Michael Hofstätter dem früheren Beuys-Schüler Prof. Bernhard Johannes Blume in einem Kunstgespräch folgenden Kommentar vor:
Hofstätter: „Im Unterschied zu Beuys ist bei Eckrich ein wucherndes Prinzip vorherrschend, also ein fortlaufendes Weltbild, während bei Beuys das Prinzip des Setzens und Komponierens vorherrscht“.
Prof. Bernhard Johannes Blume darauf: “Der Beuys kam als desillusionierter Erwachsener aus dem Zweiten Weltkrieg wieder, während das Schlachtfeld dieses jungen Mannes das Atelier ist. Deshalb sieht er auch so abgezehrt aus. Er kämpft auch um sein Leben. Aber er hat es natürlich besser, er kann im Atelier kämpfen. … Aber hier im Hause ist das phänomenal. Und das finde ich auch so bezeichnend, dass dieser Prozess, dieser informelle Lebensprozess, der sich da so auswuchert, hochpoetisch und intelligent artikuliert, dass er gerade in einer Klasse für “sakrale Kunst” stattfindet und nicht woanders … Offensichtlich gibt es in dieser Klasse für “sakrale Kunst” eine gute Möglichkeit, überhaupt noch einmal Existenz zu thematisieren als Malerei, als wuchernde Malerei.”
Prof. Herbert Dellwing schreibt zu Eckrichs Installationen: „Martin J. Eckrich distanziert sich von der gängigen Ästhetik und der Auffassung vom Kunstwerk als einem isolierten, messbaren Gegenstand. Er sieht die Gefahr, dass sich das Denken zu weit von der wirklichen Welt entfernt. Gegen die Entzauberung der Wirklichkeit durch Wissenschaft und Technik stellt er das Geheimnis der unergründlichen Materie, den seelischen Gehalt der Dinge. Er setzt auf die Sinneserfahrung, auf die sinnliche Wahrnehmung als Erkenntnisgrundlage. … Seine Arbeiten belegen die Sensibilisierung für das Material unseres täglichen Umgangs, die Wandlung von billiger, schäbiger und schmutziger Materie ins Geistige, des banalen Stoffes in Kunst.“
Martin Eckrich selbst über seine Installationen:
Zunächst sind da auf der einen Seite persönliche Dinge, die zum Leben benötigt wurden. Wie z.B. der Rollstuhl, in den meine Schwester mit 19 Jahren musste und mein Vater mit 73 Jahren, eine Beinprothese, die ein Freund nehmen musste nachdem er sein Bein verlor; die Gehhilfe meines Vaters, die Krücken meiner Mutter, eine Kreuzsammlung und anderes.
Alles wird Ballast, der weggeworfen ist.
Werte werden weggeworfen. Die Welt erscheint wie ein Flohmarkt, dessen Dinge wertlos und sinnlos sind. Diese Seite beschäftigt sich mit Leid und Ungerechtigkeit und mit dem Wahnsinn im Geschehen.
Wie zum Beispiel die atomare Verstrahlung und den Folgen von Missbildungen, den Massenmorden in der Nazizeit …
Dies sind Anstöße, die Umwelt zu verändern und nicht im Alten zu verharren.
Es sind Inhalte, die ich in meine Kunst integriere. Auch weil ich Verantwortung für diese Missstände tragen möchte . Dadurch sollen sie in unserer verbesserten Gesellschaft in Beachtung und Mahnung bleiben .
Auf der anderen Seite zeige ich die Kunst, wie sie heute verstanden wird als gereinigt von allem Unnötigem.
Klare Formen von Säulen sind in geometrischen Rund angeordnet. Sie gleichen einer Rakete oder einem Bund von übergroßen Dynamitstangen. An ihnen sind Warnschilder für Explosionsgefahr und radioaktive Strahlung angebracht. Lediglich die Feuer und Brandgefahr ist größer beschildert.
In der „Bombe“ brodelt eine phosphoreszierende, neonfarbene Flüssigkeit, die mit UV-Licht verstärkt leuchtet. Ein einfaches Farbspiel, das den malenden Artisten unserer Zeit erfreut. Ist es doch weit ab von allem Unnötigen.
Dennoch wird auch hier Not ausgedrückt. Wir überlassen der Technik die Kontrolle von Naturkräften. Technik wird verherrlicht und gleich einer Rakete in die Sterne gehoben. Die Technisierung kontrolliert sich selbst. Ihr Bindemittel ist rein organisch. Die Fugen der Rohre sind mit Fett gedichtet. Fett verschließt sanft die Lücken und ist gleich unseren eigenen Befindlichkeiten.
Zwischen beiden Installationen sind alte Digitaluhren übereinander blinkend .
Sie blinken im Tackt der Sekunden für ein multiples Zeitverständnis unserer Gegenwart. Die Technik wird durch das fließende Pulsieren zu einer Empfindung. Der moderne Mensch geht mit dem Stromimpuls in Dialog und komuniziert durch ihn. Sein Inneres gibt er vertrauensvoll in etwas Unkontrollierbares .
Um die Uhren sind Gedankenströme von mir aufgeschrieben und niedergelegt.
Auf dem “Weg“ sind Zeitmaschinen, wie Uhren in Teile zerlegt und neu gestaltet.
So ensteht ein anderes Rund, welches ein Kruzifix “ergreift“, das einen Elektrobrand überstanden hat und umwickelt ihn mit einem Kabel. Dieser Jesus schlägt einen Takt .
An dünnen Fäden sind menschliche und männliche Hüllen aus Nylonfäden und Tesafim über der Installation von Jesus zu der Deckenbeleuchtung gespannt. Diese bewegen sich kurz, wenn das Kruzifix in der Zeit fällt.
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